Ausstellungsansicht in der Kunstkammer des Residenzschlosses
Sammlung Hoffmann, Berlin © Hermann Nitsch, VG Bild-Kunst Bonn, Foto: SKD, Klemens Renner

Hermann Nitsch und die Freilandzirkel des Kurfürsten August von Sachsen

Blickwechsel: Rüstkammer, Weltsicht und Wissen um 1600

Wie in anatomischen Studien sind in dem Werk des Künstlers Hermann Nitsch (1938–2022) Muskelpartien und innere Organe zum Teil freigelegt und zeugen von der stillen Faszination für den menschlichen Körper. Für den Aktionskünstler war die Anatomie des Menschen ein Vorbild seiner „Architekturfantasien“. Bereits 1965 begann er Pläne für eine unterirdische Idealarchitektur seines Orgien-Mysterien-Theaters zu entwerfen. Höhepunkt dieses Gesamtkunstwerks bildeten mehrtägige, extrem körperbezogene Aktionen, die auf kathartische Weise alle Sinne der Teilnehmenden ansprechen sollten.

  • Laufzeit 29.03.2023—01.07.2024

Hierbei bediente

Hierbei bediente sich der Künstler christlicher Liturgien und Symbole, aber auch Tierkadaver und Blut wurden verwendet. In dem ausgestellten Relikt einer Aktion bezieht sich Nitsch mit der Gruppierung von zwölf Körpern um eine zentrale Figur, auf Leonardo da Vincis (1452–1519) Abendmahl, aber auch auf dessen schematisierte Darstellungen vom Aufbau des menschlichen Körpers. Der Renaissance-Künstler da Vinci setzte für seine Zeichnung des „homo ad circulum“ den Zirkel exakt im Nabel an und zeichnete so die idealisierten Proportionen seines Vitruvianischen Menschen, der zum anthropometrischen Maß der gebauten Welt wurde.

Sammlung Hoffmann, Berlin, © Hermann Nitsch, VG Bild-Kunst Bonn, Foto: SKD, Klemens Renner
Hermann Nitsch, Entwurf einer unterirdischen Stadt nach dem Bilde des letzten Abendmahles (...), 1983/89 (Detail)

Auch Kurfürst

Auch Kurfürst August von Sachsen (1526–1586), der Gründer der Dresdner Kunstkammer, war ein sehr vielseitig interessierter Mensch der Renaissance. Er begeisterte sich besonders für hochwertige Handwerkszeuge und Arbeitsgeräte sowie für wissenschaftliche Instrumente.

er begeisterte

Etwa 300 in seiner Zeit gängige Gartengeräte ließ er für seine Sammlung zusammentragen, worunter zwei große hölzerne Zirkel zu den ungewöhnlichsten Stücken zählen. Doch der Kurfürst sammelte nicht nur, sondern war auch selbst handwerklich und schöpferisch tätig, worauf der Raumtitel „Der Kurfürst als artifex“ in der Ausstellung Weltsicht und Wissen um 1600 im Residenzschloss hinweist. August von Sachsen befasste sich intensiv mit Landvermessung und Kartografie, Geologie, Chirurgie und Alchemie. Zu einer beeindruckenden Fertigkeit brachte es der Kurfürst auch auf dem Gebiet des Elfenbeindrechselns, einem schwierigen und exklusiven Handwerk, das hervorragende Kenntnisse der Mathematik und Geometrie voraussetzt. Seine zahlreichen handwerklichen Aktivitäten wusste der Kurfürst klug für die wirtschaftliche Weiterentwicklung sowie die Kultivierung seines Landes zu nutzen.

© Rüstkammer, Staatliche Kunstsammlungen Dresden Foto: Jürgen Lösel
Freilandzirkel des Kurfürsten August von Sachsen, Deutsch, um 1560–1580

Programm

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Die Schenkung

Die Schenkung Sammlung Hoffmann lässt zeitgenössische Werke mit den Objekten der unterschiedlichen Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in einen Dialog treten, um für die heutigen wie die historischen Exponate neue Betrachtungsweisen und Bedeutungsebenen zu öffnen.

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