Rad- und Steinschlossbüchsen (sogenannte Müllerbüchsen), Deutschland, 18. Jh., Gewehrgalerie
© Rüstkammer, Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Foto: Jörg Schöner

Das Bomb Cello von Charlotte Moorman und die Müllerbüchsen der Gewehrgalerie

Blickwechsel Schenkung Sammlung Hoffmann

Mitten im Vietnamkrieg und den anschwellenden Protesten in den USA spielt die klassisch ausgebildete Cellistin Charlotte Moorman auf einer zum Instrument umgebauten Bombe. Die Töne, die das „Bomb Cello“ erzeugt, empfindet Moorman als Gegensatz zu den Geräuschen realer Sprengkörper. Ab 1965 integriert sie Bomben in ihre Performances, die zu medienwirksamen Happenings werden. Das gezeigte Werk ist der 1990 entworfene Prototyp einer geplanten, aber nicht realisierten Edition. 

  • Laufzeit 21.05.2025—05.01.2026
  • Öffnungszeiten täglich 10—17 Uhr, Dienstag geschlossen 29.05.2025 10—18 Uhr (Christi Himmelfahrt) 30.05.2025—31.05.2025, 10—18 Uhr (verlängerte Öffnungszeit)
  • Eintrittspreise regulär 16 €, ermäßigt 12 €, unter 17 frei, ab 10 Pers. 14,50 €

Das gezeigte Werk

Die Zerstörung verkündende Bombe wird durch Moorman in ein schöpferisches Objekt verwandelt, das schließlich selbst zum Kunstwerk wird. Wenn die Künstlerin ihren Körper einsetzt, die Bombe zum Musizieren zwischen ihren Beinen aufstellt und umgreift, verschmilzt der fragile menschliche Körper mit der explosiven Waffe. Wenn wir selbst das Werk umrunden und die Oberfläche mit den Augen abwandern, mag die Ehrfurcht vor dem zerstörerischen Potenzial der Waffe in ein Staunen über dessen Gegenständlichkeit übergehen. So wird die mörderische Banalität von Waffen einmal mehr greifbar. Mit ihrem Werk übte Moorman Kritik an der Militarisierung der Gesellschaft. Sie beeinflusste die Kunstszene ihrer Zeit entscheidend durch ihre enge Zusammenarbeit mit Künstlern wie John Cage oder Nam June Paik. Gemeinsam stellten sie die gültige Grenze zwischen einer künstlerischen und einer unkünstlerischen Äußerung – in der Bildenden Kunst, wie der Musik – vehement in Frage.

Charlotte Moorman, Bomb Cello, 1990
© Schenkung Sammlung Hoffmann, Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Courtesy Galerie Lelong & Co., New York, Foto: SKD, Herbert Boswank.
Charlotte Moorman, Bomb Cello, 1990

Auch in der Gewehrgalerie

Auch in der Gewehrgalerie von 1733 in Dresden begegnen wir einer Inszenierung von Waffen – doch in ganz anderer Form. Sogenannte Müllerbüchsen waren beliebte Jagd- und Sportgewehre. Die hier gezeigten Exemplare erhielten August der Starke und August III. als Geschenke von Höflingen und Gästen. Die dichte Hängung erinnert an den fotografisch belegten Vorkriegszustand. Die Präsentation der ca. 2000 Feuerwaffen in 18 großen Holzschränken war seit der Gründung der Gewehrgalerie 1733 weitgehend unverändert geblieben. Sie vermittelte eine Ästhetik der Fülle, im Einklang mit der manieristischen Raumausstattung. Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs präsentierte sich die Galerie als ein harmonisches, historisch gewachsenes Gesamtkunstwerk. 

Rad- und Steinschlossbüchsen (sogenannte Müllerbüchsen), Deutschland, 18. Jh., Gewehrgalerie
© Rüstkammer, Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Foto: Jörg Schöner
Rad- und Steinschlossbüchsen (sogenannte Müllerbüchsen), Deutschland, 18. Jh., Gewehrgalerie

Dazu gehörten die Renaissancearchitektur

Dazu gehörten die Renaissancearchitektur, das umfangreiche Bildprogramm Heinrich Gödings, die Hirschtrophäen und eben die wirkungsvolle museale Präsentation der Feuerwaffensammlung. Der Luftangriff vom 13./14. Februar 1945 bedeutete einen endgültigen Bruch. Ein Bombentreffer setzte den Dachstuhl und die Kassettendecke in Brand, ein Abschnitt der Südwand stürzte ein. Die Wandmalereien wurden schwer beschädigt, auch die Ahnen- und Turnierbilder gingen großenteils verloren. Nur der rechtzeitig ausgelagerte Feuerwaffenbestand blieb erhalten, und kehrte 1958 nach Dresden zurück. Die 2021 eröffnete Dauerausstellung gibt punktuelle Einblicke in das ursprüngliche Präsentationskonzept; eine Rekonstruktion des Vorkriegszustandes ist nicht möglich. Der heutige Zustand ist das Echo eines durch Krieg verlorenen Denkmals.

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